Der Fänger

BESPRECHUNG DER ERSTAUFFÜHRUNG
Frank Piotraschke kreist im Bühnenmonolog „Der Fänger“ um eine aussichtslose Liebe in Zeiten des Nationalsozialismus.
Dass es sich um ein Einpersonenstück handelt, ist an diesem Abend leicht zu vergessen. In seinem Monolog schlüpft der Trapezakrobat immer wieder in die Figuren aus seiner Erzählung und versinkt ganz in dem vergangenen Moment. Melancholie und zärtliche Liebe aber auch Reue, Angst, Wut, Entsetzen und unendliche Trauer ergreifen in seinem Spiel geradezu Besitz von Piotraschke.
Bereits zu Beginn kommt so die Ahnung auf, dass es nicht bei leichten, komischen Zirkusanekdoten bleiben wird. In verschiedenen Szenen zeichnet Piotraschke das Bild einer aussichtslosen Liebe – einer homosexuellen Liebe während des Nationalsozialismus.
Die Sprachgewalt seines Textes und das dynamische Spiel sind genug, um die aufregende bunte Zirkuswelt ebenso in den Theatersaal zu bringen, wie den schmerzerfüllten Verhörraum der Gestapo. Mit einem poetischen Wortspielfeuerwerk wird den einzelnen Figuren eine romanhafte Tiefe gegeben und Erinnerungsfetzen von Tanzbären und Trapezen illustriert. So reichen ihm etwa Worte, ein Weinglas und seine Finger, um eine Varieté-Vorführung an der Stange auf die Bühne zu bringen. Echte Akrobatik vermisst in dem Stück niemand. Das Publikum macht seiner restlosen Begeisterung mit Klatschen, Johlen und sogar Stampfen Luft. Danach kehrt das Nachdenken und die Sprachlosigkeit zurück.
Piotraschkes Stück und sein Spiel der Zirkuserinnerungen haben eine Welt in den Köpfen der Zuschauenden erschaffen, die wiederum ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
(Fiona Rachel Fischer, München, Süddeutsche Zeitung)

SchauspielerInnen und Team

Heiko Dietz

Regie

frank piotraschke
Frank Piotraschke

Text & Schauspiel